PROJEKTE

So machen wir´s.

Das CEMVA setzt zusätzlich zu der normalen Arbeit auch immer wieder besondere Projekte um. Einige Ideen sind dabei auch von den Freiwilligen inspiriert.

Workshop Menstruationstassen

VORWEG – PROJEKTIDEE

Die Idee war es, für Mädchen und Frauen in Sucre den Zugang zu alternativen Menstruationsprodukten, im Speziellen zur Menstruationstasse, zu ermöglichen. Die Menstruationstasse ist ein kleines, elastisches Gefäß in Form einer „Tasse“ aus medizinischem Silikon und wird ähnlich wie ein Tampon verwendet. Dabei ist sie nicht nur nachhaltig durch die mögliche langjährige Nutzung, sondern ist auch bequem zu tragen, praktisch, zuverlässig, kostensparend und erzeugt weniger Abfall.

DENN…

Da sich die Periode, bei menstruierenden Personen, monatlich wiederholt, ist und bleibt sie ein wichtiges und ständiges Thema, das die Hälfte aller Menschen betrifft. Normalerweise lässt sich die Phase der Menstruation durch Hilfsmittel wie Tampons und Binden problemlos in den Alltag integrieren. So einfach es klingt, ist es aber nicht. Hier ein paar Fakten:

• Weltweit können sich Millionen Frauen* keine Binden oder Tampons leisten.

• Im Laufe ihres Lebens verwendet jede Frau* durchschnittlich mehr als 15.000 Einweghygieneartikel wie Binden und Tampons. Was bei ca. 3,4 Milliarden Frauen* auch eine ganze Menge an Müll zur Folge hat.

• Außerdem entstehen monatliche Kosten von bis zu 15 €, was jährlich 180€ bedeuten. Bei der Annahme dass Frauen* bis zu 40 Jahre lang Perioden durchlaufen, kommt man auf summa summarum bis zu 7.000€ im ganzen Leben einer Frau*.

Dieses Problem betrifft Frauen* auf der ganzen Welt, so auch in Bolivien. Viele Bolivianerinnen* in Sucre, der Landeshauptstadt von Bolivien, können sich dieüberteuerten Einweghygieneprodukte kaum leisten, was zu Unbehagen im sozialen Umfeld führt.

AUSLÖSER – ENTSCHLUSS 

In einem Gespräch mit unserer Sozialarbeiterin Constantina erzählte sie mir von den jungen Mädchen, die gerade im Alter ihrer ersten Menstruation sind und Schwierigkeiten haben, sich Hygieneprodukte zu leisten, wodurch sie nicht zur Schule gehen können. Was also tun? Welche Möglichkeiten habe ich? Einfach Einweghygieneprodukte kaufen und an die Mädchen verteilen? Keine optimale Lösung. Was hat mir geholfen? 

Mir hat damals die Menstruationstasse den Regelalltag erleichtert. Ich konnte Sport machen, Schwimmen gehen ohne mir Gedanken zu machen und sie einfach im Supermarkt oder Drogeriegeschäft in Deutschland kaufen. Hier in Sucre allerdings ist dieses Produkt nur in kleinen wenigen Kreisen überhaupt bekannt und noch schwerer zu finden. Einen Zugang möglichst schnell vor Ort zu schaffen, war demnach leider nicht möglich. In Absprache mit Constantina habe ich dann Mitte März den Entschluss gefasst, die Menstruationstassen aus Deutschland nach Bolivien zu bringen. Da meine Eltern im Juni sowieso zu Besuch kommen wollten, sollte das kein Problem darstellen.

SPENDENAUFRUF

Im März hieß es dann zunächst mich mit verschiedenen Herstellern von Menstruationstassen in Kontakt zu setzen, um mir Angebote geben zu lassen, damit ich die Spendenhöhe kalkulieren konnte. Al final hat tatsächlich nur eine Firma geantwortet und das war einhorn products GmbH. Nicht nur, dass sie sich als einzige von sieben Firmen zurückgemeldet hatten, auch der Kontakt lief reibungslos und war sehr entgegenkommend. Zusätzlich zum Infomaterial, welches mir kostenlos zur Verfügung gestellt wurde, sicherten sie mir einen non-profit Preis von 6€ pro Menstruationstasse zu. Dieses Entgegenkommen gab mir Motivation und Zuversicht für das Projekt. 

Die Idee war nun da, sowie Unterstützung aus Bolivien und Deutschland. Spendensammeln hieß es jetzt. Das Ziel war es, bis Ende April 450€ über Betterplace.me zu sammeln. Dazu mussten Texte formuliert und coole Coverbilder gestaltet werden, was im Ganzen mehr Zeit in Anspruch nahm als erwartet. Als ich dann mit dem Ergebnis zufrieden war, klickte ich auf den Button: „Projekt hochladen.“ Da war er nun der fertige Spendenaufruf, ich war etwas nervös, aufgeregt und nicht sicher, ob es klappen würde. Aber was solls, also den Link noch schnell an alle Kontakte die ich habe verschicken und dann hieß es abwarten. Ein langes Warten wurde mir zum Glück erspart, denn innerhalb der ersten Minute ging bereits die erste Spende ein und in der folgenden Woche konnte ich mich jeden Morgen beim Emails checken über weitere Spenden freuen. Ende April war es dann soweit, wir hatten nicht nur das Spendenziel erreicht sondern sogar darüber hinaus bis zu 740€ gesammelt. #wiegeilistdasdenn

PLANUNG – VORBEREITUNGEN

Während der Zeit, in der fleißig gespendet wurde, habe ich mir Gedanken gemacht, was brauchen wir? Und wie sollten die Menstruationstassen die Mädchen und Frauen erreichen? Einfach in die Hand drücken mit einem Informationszettel? Wohl wenig zielführend. An dieser Stelle schaltete sich dann glücklicherweise Mary, eine sehr gute Freundin aus Sucre, mit ein. Sie machte mir nochmal deutlich, wie wichtig es ist, die Mädchen richtig aufzuklären, vor allem in Bezug auf die Nutzung und mögliche hygienische Hindernisse, die die Mädchen zu Hause haben. Obwohl uns beiden das Thema sehr am Herzen liegt, war uns klar, dass wir zu wenig Erfahrung mit Workshops in diesem Themenbereich haben, um diesen selbst durchführen zu können. Aber wie es der Zufall so will, hat Mary eine Freundin in La Paz, die genau solche Workshops für Mädchen und Frauen anbietet. Wir überlegten nicht lange und fragten, ob sie mit uns zusammenarbeiten möchte. Ohne groß Fragen zu stellen, sagte sie zu und wir hatten Fez auch mit an Bord. Wir hatten jetzt also die Menstruationstassen, die auf dem Weg zu meinen Eltern waren, wir hatten Fez und konnten uns nun voll und ganz auf das noch fehlende Informationsmaterial konzentrieren.

LETZTE HANDGRIFFE

Ende Mai, genau genommen am 27.05, kamen die Menstruationstassen dann wohlbehalten mit meinen Eltern und meinem Bruder in Sucre an. Da die Verpackungen für die Koffer etwas sperrig waren, hat meine Mama alle Tassen ausgepackt, die Kartons zusammengefaltet und alle 60 Menstruationstassen liebevoll in ihren Koffer und die meines Bruders und meines Papas verstaut. Was die zwei Männer wohl am Flughafen gesagt hätten, hätte da jemand gefragt?! Naja alles gut gegangen. Die Tassen waren nun da und nach einer Stunde einpacken wieder wie neu. Auch das Infomaterial auf Spanisch war so gut wie fertig, nur noch sicherheitshalber die Spanischlehrerin darüber lesen lassen und kleinere Fehler ausbessern. Der kleine Flyer zum Thema Menstruationstasse, den wir den Mädchen direkt in die Hand geben wollen, war auch pünktlich fertig. Jetzt fehlte nur noch der große Einkauf: verschiedene Stoffe und Nähutensilien für die wiederverwendbaren Menstruationsbinden, die wir mit den Mädchen nähen wollen, die Snacks für zwischendurch und Zutaten für das Mittagessen. All das erledigten wir, Mary und ich, gemütlich in der Woche vor dem Workshop.

ES IST SOWEIT

Am 10. und 11. Juni war es dann soweit, auch wenn wir ganz bolivianisch, pünktlich eine halbe Stunde später angefangen hatten als geplant, klappte alles wunderbar. Den Samstagmorgen begannen wir, mit 18 Teilnehmerinnen im Alter von 11 bis 13 Jahren, mit Auflockerungsspielen und kleinem Kennenlernen. Danach war das große Thema: Anatomie und was während der Periode im Körper vor sich geht. Anschließend ging es um Frauenhygieneprodukte, welche die Mädchen bereits kennen und was für alternative Mehrwegprodukte es gibt. Vertieft sprachen wir dann über die Menstruationstasse. Um 13:00 gab es dann eine vorzügliche Quiche, die Gregor für uns zubereitet hatte. Sonntagmorgen konnten wir pünktlich um 9:00 starten. Zunächst wiederholten wir noch einmal was am Vortag besprochen wurde und leiteten über zu einem weiteren nachhaltigen Produkt, einer selbstgenähten Binde. Diese haben die Mädchen dann unter der Anleitung von Fez selbstständig fertigstellen können. Um 12:00 Uhr gab es noch ein Gruppenbild und die Mädchen konnten mit zwei nachhaltigen Menstruationsartikeln, Nähutensilien, Informationsmaterial und hoffentlich mehr Selbstbewusstsein nachhause gehen.

ERGEBNIS

Ob die Mädchen die Menstruationstassen nutzen werden, kann ich leider nicht mit Gewissheit sagen. Aber es war mir ein wichtiges Anliegen und ich glaube für die Mädchen war es von großer Bedeutung einen ruhigen, sicheren Ort gehabt zu haben, wo über dieses Thema einfach gesprochen wurde, ohne dass es irgendjemanden unangenehm oder peinlich sein musste.

An dieser Stelle möchte ich mich nun bei einhorn products GmbH bedanken, dass alles so reibungslos und unkompliziert geklappt hat, das hat mich sehr motiviert. Danke an Constantina, die wusste, welche Mädchen dringend Unterstützung brauchen und Ansprechpartnerin war, wenn ich Fragen hatte. Danke an Mary, mit der es sehr viel Spaß gemacht hat, alles vorzubereiten, für die abendlichen Diskussionen und auch für das Illustrieren der Infomaterialien. Danke an Fez für das Bereitstehen bei Fragen und das Durchführen des Workshops. Und natürlich gebührt ein großer Dank an alle die das Projekt finanziell unterstützt und somit erst ermöglicht haben.

AUSSICHTEN

Nach durchweg positivem Feedback, soll es nicht der letzte Workshop gewesen sein. Die aktuellen Spenden reichen noch für zwei bis drei weitere Workshops, welche wir auch in diesem Jahr noch umsetzen wollen. Wer weiß, vielleicht kann sich dieses Projekt, das wir gemeinsam begonnen haben, als zukunftsfähig erweisen. Was mich persönlich sehr freuen würde. Anbei findet ihr noch alle Infomaterialien, die wir eigenhändig vorbereitet haben, sowie Fotos und auch eine Kostenübersicht. 

DANKESCHÖN, an alle Beteiligten. „Auf die künftigen Tassen, fertig, los.“

Eure Sophia.

Der
Mathetrainer

Der Mathetrainer

Um die Kinder beim Lernen zu unterstützen, haben wir einen Entrenador de matemáticas (Mathetrainer) erstellt. Dadurch können die Kinder nun, auf über zweihundert einlaminierten Seiten, mathematische Grundlagen lernen. Einige davon können das auch gut gebrauchen, da durch Corona viel Zeit und Wissen verloren gegangen ist. Vor allem weil der Ersatzunterricht hier in Bolivien zu großen teilen nur über das Radio lief…

Auch wenn die Begeisterung, nach den Hausaufgaben noch mehr Mathe zu machen zunächst eher gering war, sind einige Kinder mittlerweile mit Freude dabei Seite um Seite zu rechnen. Dabei hilft vielleicht auch die Aussicht auf eine Schokolade wenn 10 Seiten geschafft sind.

 

Internationales
Klassenzimmer

Internationales Klassenzimmer

Seit Oktober 2022 haben die Kinder des CEMVA die Möglichkeit sich im Projekt „Internationales Klassenzimmer“ mit einer dritten Klasse aus Dresden auszutauschen. Um den Austausch zu realisieren, schicken sich die Kinder alle paar Monate Videos hin und her. Mit Themen wie: Wie wird Weihnachten in Deutschland/Bolivien gefeiert? Wie läuft ein Schulalltag ab? Wie sieht ein Jahr aus – vor allem in Bezug auf die Jahreszeiten? Zusätzlich senden die Kinder am Ende jedes Videos noch eigene Fragen mit, die von den Kindern des anderen Landes direkt beantwortet werden. Dieser Austausch und die Informationen aus einem weit entfernten Land wird von den Kindern mit großemInteresse und Freude daran verfolgt.